Itzehoe

 

Mut machen für die Lebensrettung „Woche der Wiederbelebung“: Fast 1300 Schüler waren dabei

Gerade bindet er sich noch den Schuh zu, kurz darauf fällt der durchtrainierte Fußballspieler um – tot. Mitten im Spiel sackt die junge Volleyballspielerin in sich zusammen – tot. Es sind beklemmende Szenen, die über die Leinwand im Klassenzimmer der Klasse 7a in der Itzehoer Kaiser-Karl-Schule flimmern.

Sie zeigen den Schülern: Ein Herzstillstand kann wirklich jeden treffen, überall. „Es passiert nicht nur älteren Menschen“, betont Dirk Zöllner, Fachkrankenpfleger Anästhesie und Intensivpflege im Klinikum Itzehoe.

 

„Das Herz ist ein tolles Organ, aber es kann auch mal versagen“, unterstreicht Otto Kimminich. Das muss nicht immer zwangsläufig zum Tod führen. Denn „mit einfachen Dingen kann man viel bewirken“, weiß der Facharzt für Anästhesiologie. Die Herz-Lungen-Wiederbelebung ist nicht schwer zu erlernen. Man muss sich nur trauen. Und genau das ist in Deutschland das Problem. Während zum Beispiel in Norwegen 68 Prozent der Menschen, die einen Notfall beobachten, helfen, sind es in Deutschland nur 30.

 

Um das zu ändern, hat das Klinikum Itzehoe gemeinsam mit der Rettungsdienst-Kooperation in Schleswig-Holstein (RKiSH) zum dritten Mal die „Woche der Wiederbelebung“ veranstaltet. Zwölf der 15 weiterführenden Schulen im Kreis Steinburg nahmen mit fast 1300 Schülern teil. Mehr als 70 Helfer des Klinikums, der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege/Gesundheits- und Kinderkrankenpflege und der RKiSH waren zweieinhalb Wochen lang unterwegs, um aus den Schülern gute Ersthelfer zu machen. Der Rotary Club Itzehoe hat die Aktion finanziell unterstützt. „Wir waren flächendeckend kreisweit aktiv“, betont Dr. Marko Fiege, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie. Insgesamt wurden in den vergangenen drei Jahren schon mehr als 4000 Schüler fit gemacht für die Reanimation.

 

Wie wichtig schnelles Handeln ist, verdeutlicht Christian Zenker von der RKiSH. Innerhalb von zwölf Minuten muss der Rettungswagen am Unfallort sein. „Das schaffen wir in 98 Prozent der Fälle.“ Doch in der Zwischenzeit schwinden pro Minute zehn Prozent der Überlebenswahrscheinlichkeit, wenn nichts getan wird. Deshalb schärfen die Trainer den Schülern vor allem eines ein: „Traut euch! Ihr könnt nichts verkehrt machen. Das einzige, was ihr falsch machen könnt, ist nichts zu machen.“

 

Für die zwölfjährige Mina und ihre Klassenkameraden ist Nichtstun keine Option mehr. „Ich würde bei einem Unfall in Zukunft auf jeden Fall helfen“, sagt sie nach der Schulung. Es sei gar nicht so schwierig gewesen, „nur ein bisschen anstrengend“.

 

 

Keine Angst vor Fehlern: Bei Otto Kimminich lernen die Schüler, wie Reanimation funktioniert.

 

 

Prüfen, Rufen, Drücken: Christian Zenker zeigt den Schülern, wie es geht.